1000 Meter über dem Meer

15 January 2012 | Sri Lanka

Von Matara bis Ella, einem kleinen Örtchen am Fuße der Highlands von Sri Lanka sind es knapp 200 Kilometer, also fünf Stunden in einem überfüllten Bus, diesmal mit zwei Sitzplätzen, einen für mich, einen für den Rucksack. Die Fahrt auf den engen, leidlich gepolsterten und plastikbezogenen Sitzen erweist sich als erstaunlich kurzweilig und streßfrei. Zwei Tage später, auf einer 6-stündigen Zugfahrt, dann aber mit Stehplatz zwischen den Klos und dem Rucksack zwischen den Beinen, werde ich mich nach diesem Sitz zurücksehnen.

 

Entlang der Küste macht der Bus ordentlich Fahrt. Das muß er auch, denn drei Stunden später wird er sich im ersten Gang die Serpentinen hochquälen bis auf 1000 Meter Meereshöhe, links der Berg, rechts die Schlucht, buchstäblich.

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Ella zu beschreiben, ist ein bißchen so, als würde man Straßwalchen als österreichischen Tourismusknotenpunkt anpreisen. Eine Straße, ein paar Häuser, fünf Restaurants und Cafés. Dazu die Bahnlinie und jede Menge Gegend. Aber was für eine Gegend! Auf 1041 Meter sind die Nächte kühl und die Moskitos friedlich, ich benötige zum ersten Mal den Schlafsack, nicht nur wegen der nächtlichen Kühle, auch weil das Bett so aussieht, als wären die Leintücher vor zwei Monaten das letzte Mal gewaschen worden. Zwei dünne Schaumgummimatratzen gestapelt sind immer noch hart zum Liegen – verkauft denen hier bitte irgendwer eine Schiffladung Matratzen? Im ganzen Land sind sie so. Nachdem ich fertig kalt geduscht bin, kommt doch noch das Warmwasser – es braucht lediglich zehn Minuten Vorlauf.

 

Doch Ella ist hübsch. Es hat auf eine eigenartige Weise Flair, der sich möglicherweise nicht jedem erschließt und dessen Ursprung ich mir selbst nicht erklären kann. Die Teefabrik, die ich am Samstag gerne besichtigen möchte, ist fünf Kilometer enfernt. Ob sie am Samstag geöffnet hat, frage ich. Yes yes. They close at 1 pm. Aber es ist bereits 20 vor Eins! Yes yes, you can go. Dann eben kein Tee, sondern der nächste Hügel mit prachtvoller Aussicht. Mir tun noch die Füsse weh vom unzureichenden Schuhwerk für den Ella’s Rock, die kleine Bergtour heute morgen, 4 Stunden rauf und runter, absolut sehenswert. Von oben bietet sich ein Ausblick auf die in der Ferne liegenden Berge, die kleineren Berge ringsum und die steilen Täler, gesäumt von Teeplantagen soweit das Auge reicht. Ab 9 Uhr früh wird es dunstig, man sollte um 8 Uhr schon am Gipfel stehen oder den späteren Nachmittag nehmen, wenn die Tageshitze Bergtouren zur schweißtreibenden Angelegenheit macht. Unsere kleine Gruppe aus Deutschen, Schweizern, Dänen und mir trifft oben auf Harald aus Wien und Naama aus Jerusalem.

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Die Unterkünfte der Teepflücker, Teeplantage, Ayurveda-Resort in den Bergen:

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Ausblick vom Litte Adam’s Peak:

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Der Wasserfall von Ella, Pflichtprogramm:

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Abends treffen wir uns wieder – zwangsläufig, denn es gibt nicht viele Treffpunkte in Ella. Naama ist seit einem halben Jahr hier, Freiwilligenarbeit als Auslandssemester ihres Studiums: Integrationspolitik. Wir plaudern über Buddhismus, die Nachwirkungen des Bürgerkriegs in Sri Lanka und wie frustrierend es sein kann, mit den Menschen hier zu kommunizieren. Kulturelle Barrieren sind sprachliche sind kulturelle, man kommt schwer durch zu den Leuten, selbst mit Dolmetscher.

 

Naama will nach Horton Plains , einem Nationalpark östlich von hier. Und nach dem vierten Bier hat sie uns tatsächlich überredet, mitzukommen; dann schwirrt sie los, um noch alles schnell zu organisieren. Samstag Abend um 11 schließt das letzte Restaurant und klappt den Gehsteig hoch. Schlafsack zu und Ende, eine weitere sternenklare Nacht in Tea Country.


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