Secret of Long Life

11 January 2012 | Sri Lanka

Mit seiner sanft jovialen Art und seiner Herzensgüte ist Dr. Naleperuma der Prototyp eines singhalesischen Gutmenschen. Um 11 habe ich einen Termin bei ihm. Ayurveda Consultation.

 

Irgendwann mußte ich einfach rausfinden, was dahinter steckt. Sri Lanka wäre nicht komplett ohne diese Erfahrung, wo an jeder Ecke und dazwischen Ayurveda Healing verkauft wird. Und wenn ich schon mal drei Tage ununterbrochen am selben Ort bin, dann muß es eben sein, solche Gelegenheiten kommen nicht wieder.

 

Dr. Naleperuma ist ein sehr freundlicher netter Mann mit weißgrauem Haar und gütigem Gesicht. Typ Lieblingsopa, die 75 Jahre sieht man ihm nicht unbedingt an, die 50 Jahre Erfahrung spürt man sofort. Die Praxis befindet sich direkt im Resort, ein paar Stunden am Tag ordiniert er, was soll er sich auch ein Bein ausreißen mit seinen 75 Jahren und gut bezahlt ist es ja obendrein – er nimmt das Dreifache des praktischen Arztes, der mir gestern die frisch eingetretenen Seapencil-Stacheln rausoperiert hat.

 

Sea Pencils tun beim Entfernen mehr weh als beim Eintreten

Ob ich verheiratet bin, will er zwischen Whereyoufrom und Pulsdiagnose wissen. Fast unmerklich schüttelt er den Kopf, als ich verneine. “Still not married.” wiederholt er nachdenklich. Greift zum picksüssen Tee und ermuntert mich, meine Tasse zu trinken und von den Keksen zu nehmen. “Healthy cookies” nennt er die Munchee Weizencracker, die Standardkekse des Bahlsen von Sri Lanka, die guten mit E500, E530 und E323, die nach exakt nichts schmecken, solange man sie nicht mit Frischkäse oder sonstwas belegt. Healthy cookies eben.

 

Nun, meint er schließlich, der Puls wäre in Ordnung, meine Prana-Energie nicht ganz im Gleichgewicht, aber nichts, was er nicht hinkriegen würde. Fünf Tage Ayurvedavollprogramm sollten reichen, ansonsten wäre es vorteilhaft, früher aufzustehen, eine Stunde vor Sonnenaufgang wäre ideal, und vor allem sollte ich heiraten.

 

Auf meinen Einwand hin, daß ein so guter Arzt wie er das 5-Tage-Programm doch noch heute Nachmittag hinbringen sollte, weil morgen schon woanders, verordnet er Rücken-, Kopf- und Fußreflexzonenmassage. Über die Sache mit dem Getting Married müssen wir auch noch reden, aber da ist er gedanklich schon weiter und schwärmt von seiner Familie und davon, daß des Mannes höchste Freude letztlich doch genau das sei: ein braves Weib, das für ein schönes Heim verantwortlich zeichnet. Secret of long life. Ob ich hierbei Hilfe bräuchte? Nein, eigentlich nicht. Wir belassen es bei der Dreifachmassage, 16 Uhr bei seinen Assistenten.

 

Drei Massagekammern haben sie eingerichtet in der Hütte, die vierte ist das Arztzimmer. Viel spartanischer aber auch zweckmässiger kann man ein Massagezimmer wohl nicht einrichten. Der Masseur ist vom Fach, das merkt man, sobald er Hand an einen legt. Sanfte Massage aber nachdrücklich. Die beiden Masseure sind sich nicht ganz einig, was sie mit mir tun sollen, da ging etwas von den ärztlichen Anordnungen irgendwo unter. Schließlich beginnt er kurzerhand mit dem Klassiker Fullbodymassage mit Öl. Weil’s eigentlich wurscht ist, schaden tuts ja nicht.

 

Die Prozedur ist wohltuend und ausgesprochen ölig, ich kann mich mittlerweile hervorragend in Seemöven nach einem Tankerunglück hineinversetzen, aber es riecht gar nicht schlecht und wenn drin ist, was drauf steht, dann ist es das teure Öl für 1100 Rupien die Literflasche, rund 8 Euro, von dem er reichlich Gebrauch macht. Mehrmals räuspert sich der Masseur verhalten, schluckt aber dezent runter. Daß der hiesige Brauch des Rotzhochziehens und Ausspuckens insbesondere bei Europäern, die grad zur Massage daliegen, nicht immer auf Verständnis stößt, hat sich in Sri Lanka bereits rumgesprochen.

 

Massagehütte

 

Nach einer Stunde bin ich fertig, vollkommen aufgeladen mit öligem Chi und will schon gehen, da drückt er mich nochmal auf die Liege zum Ausruhen. Und serviert die Tasse picksüßen Tee mit den Healthy Crackers. Zeit um Reflektieren.

 

Das ist es also, das ayurvedische Geheimnis. Mit einer Behandlung ist es freilich nicht getan, es braucht schon ein bißchen mehr für einen nachhaltigen Effekt. Vor allem aber braucht es eine brave Frau, das wurde Dr. Naleperuma nicht müde zu betonen. Denn die schlechthin wichtigste Gesundheitsprophylaxe für den Mann lautet:

 

Happy wife, happy life!


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