Da, wo der Pfeffer wächst
Wenn dir das nächste Mal nahegelegt wird, du mögest doch bitte dorthin gehen, wo der Pfeffer wächst, dann weißt du jetzt, wo du hin mußt. Du nimmst einen Flieger nach Saigon und von dort – nur von dort übrigens – geht es mit dem kleinen Flieger nach Phu Quoc. Fischsauce darfst du nicht mitnehmen, denn die machen sie hier selber. Fischsauce und Pfeffer und Strand. Das mit der Fischsauce ist in Vietnam der Streit um des Kaisers Bart – jeder hat seine Favoriten und verteidigt sie wie ein religiöses Bekenntnis. Aber sie werden alle aus Sardellen hergestellt, die Erzeugung ist ziemlich ungustiös und das Endergebnis riecht sehr streng, schmeckt aber ganz brauchbar.
Für den Reisenden, der nicht gerade dem Pfeffer nachsteigt, ist Phu Quoc vor allem Strand, Strand und nochmal Strand, soweit das Auge reicht. Dazu eine Prise Regenwald und tropische Temperaturen das ganze Jahr über. Auch wenn es in manchen Artikeln dieses Blogs anders gewirkt haben mag, es ist das erste Mal in fünf Wochen, daß wir wirklich Strandurlaub machen. Hoi An war nett, aber kurz. Nha Trang war Highlife, aber der Strand eher dürftig (warum finden das alle so toll?), Mui Ne war außer Strand gar nix, der aber dafür nur mittelmäßig. Nein, die Muschelsucher unter den Lesern sollen es sich ins Stammbuch schreiben lassen: Strand in Vietnam ist Phu Quoc and nowhere else.
Die Insel liegt am Südwestzipfel von Vietnam, im Golf von Thailand. 48 Kilometer lang und zwischen 3 und 25 Kilometer breit ist das Fleckerl, auf dem rund 70.000 Leute leben. Es sieht aus wie auf Koh Samui in den 80ern, noch weitgehend unberührt. Die wenigen Massagedamen haben ihr abgestecktes Revier, niemand geht durch, um Plastikperlenketten oder bunte Tücher zu verkaufen. Dabei ist die Insel derzeit so gut wie ausgebucht. So verschlafen das Tagesgeschäft auf Phu Quoc seinen Weg geht, so heftig ist das Nachtleben: Vögel, Ungeziefer, Fliegen und Myriaden von Mücken. Pünktlich kurz vor Sechs versammeln sich Moskitos und Urlauber, also Gäste und gedeckter Tisch, am Strand um dem allabendlichen Theaterstück des Sonnenuntergangs (hier echt mit Starbesetzung) beizuwohnen. Die Touristen mit Blick aufs Meer, die Moskitos mit Blick aufs Abendessen.
Phu Quoc, das sind im Wesentlichen drei Ortschaften, zwei im Süden und ein Hauptstädtchen in der Mitte. Von hier führt der Long Beach an der Westseite der Insel bis an den Südzipfel hinab. Gleich außerhalb des Städtchens mit den 15000 Einwohnern beginnt die Resort-Meile. Tastsächlich sind es nicht mehr als drei, vier Kilometer, die hier mit Hotels, Restaurants und Shops gesäumt sind, das sind keine 20% des Strandes, die verbaut sind. Der weitaus größte Teil ist unberührter Sandstrand mit kristallklarem, türkisblauem Wasser.
Es gibt wenige Taxis und keine öffentlichen Busse. Ja, eigentlich gibt es kaum Autos. Wer die Insel kennenlernen möchte, schwingt sich auf die halbautomatische 125ccm Honda und braust los. Über staubige rote Sandpisten geht es die Küste entlang, meistens das Meer im Augenwinkel, manchmal den Urwald rings um sich. Die Fischerdörfer kündigen sich verwechslungssicher bei der Nase an, die wenigen Touristenbusse hupend beim Gehör. Sonst umgibt einen das heisere Kreischen des kleinen Hondamotors, lediglich unterbrochen vom Stakkato der Schlaglöcher, die man zu leicht übersieht, eingehüllt in die grauen und roten Staubwolken, die jeder entgegenkommende Verkehrsteilnehmer hinterläßt.
Wenn die Inselmitte gerade dabei ist, touristisch erschlossen zu werden, dann wird das im Norden noch ein bißchen dauern. Nicht nur, weil ein Teil der Insel zum Nationalpark erklärt ist. Für die letzten paar Tage unserer Reise landen wir am Ong-Long Beach, eine mehrere Kilometer lange Sandbucht, die sich drei kleine Resorts teilen mit, alles in allem, weniger als hundert Betten. Darumherum ist Urwald. Strom gibt es abends, wenn der Generator angeworfen wird, eco-friendly nennt sich das. Doch wer braucht schon Strom, wenn er rechtschaffen müde von einem anstrengenden Tag kontemplativen Nichtstuns am Strand heimkehrt? Das Festhalten eines Buches wäre eindeutig eine Anstrengung zuviel.
Klingt paradiesisch? Ja, doch Phu Quoc erwacht. Noch ist erst die Hauptstraße der Insel asphaltiert, die übrigen sind rote Sandpisten. Die Fischer fischen noch, anstatt Restaurants zu eröffnen. Doch sie werden es sich vom schicken Terrace Cafè und dem gediegenen Le Deauville bald abkupfern. Heuer wird die 30.000-Betten-Grenze erreicht, ein Urlauber auf zwei Einheimische. Bis 2020 sollen es viermal soviele werden. Der Masterplan ist erstellt, die Grundstücke abgesteckt, der Straßenausbau in Vorbereitung, der internationale Flughafen bereits fix. Selbst unter Annahme vietnamesischer Geschwindigkeit (nichts geht so schnell wie geplant) ist die Entwicklung absehbar und an ein paar Stellen schon ansehbar. Phu Quoc, so will es das Zentralkomitee, soll das Phuket Vietnams werden. Wer es noch im Original sehen will, sollte seinen Besuch nicht allzu lange aufschieben.
2 Responses to “Da, wo der Pfeffer wächst”
January 17th, 2010 saat: 9:13 am
Asien an Asien!!
Hallo Alex. Nun sind wir gut in Negombo angekommen und haben uns schon ein wenig eingelebt. Lap Top und Internetanschluss funkt nun auch wieder, so, dass wir mit der weiten weiten Welt ausserhalb der Insel kontakt aufnehemen koennen.
Wir hoffen euch beiden gehts bei eurem Trip quer durch dieses exotische Land super gut. Wir relaxen jeden Tag am indischen Ozean und “fressen” uns durch die Sri Lanka Speissekarte.
Solltet ihr Zeit haben, macht einfach einen Zwischenstopp bei uns!
Bis bald!
Agnes Wolfgang Raphael
Sam Hexe und Umpalumpa
January 17th, 2010 saat: 11:56 am
Danke und liebe Grüße nach Sri Lanka! Wir sind leider gestern nacht heimgekommen.