Einmal Dschungel und zurück
Iguazú ist aus der Sprache der Guaraní und bedeutet Großes Wasser. Zweieinhalb Kilometer breit und bis zu 82 Meter hoch sind die Wasserfälle, die seit 1984 zum Weltkulturerbe gehören. Höher und breiter als die Niagarafälle. Wenn man oberhalb des größten, dem Teufelsschlund, steht, sieht man nur mehr Gischt und das Tosen des Wassers übertönt jegliches Geräusch.
Der Iguazú Nationalpark ist eine DER Touristenattraktionen in ganz Argentinien, ein Must-See und das zu Recht. Wir logieren in einer Lodge unter schweizer Führung mitten im Dschungel, mit Zikadengekreische statt Autolärm. Umgeben von Bananenstauden und Palmen, mit hübschem Pool und allen Annehmlichkeiten, die man im Dschungel nicht erwarten würde: Badewanne mit Whirlpool, brauchbares WiFi. Aber Puerto Iguazú ist auch eine Kleinstadt mit über 60.000 Einwohnern, von denen geschätzte 59.000 vom Tourismus leben. So gesehen machen sie es ziemlich gut, es gibt erstklassige wenn auch nicht billige Restaurants hier in diesem Ort, der T-O-U-R-I-S-T-I-C-A in Großbuchstaben schreit. In der kleinsten Ladenbude wird fließend Englisch gesprochen. Das heißt, fließend, solange es dem Verkauf dient, dann wird’s deutlich dünner. Aber wo ist das anders?
Um 7:30 Uhr holt uns der Minibus aus dem Urwald und fährt uns wieder in den Urwald. Der Iguazú Nationalpark ist riesig, man kann sich hier mühelos ein paar Tage lang verlaufen. Damit das nicht passiert, hängt uns der Guide Plastikschildchen um den Hals, wie eine Schülergruppe spazieren wir auf durchgehend rollstuhlgeeigneten Wegen durch den Park, fortlaufend erkärt und belehrt auf Spanisch und Englisch. Die brasilianische Seite haben wir schon am Vortag gesehen. Diese ist die deutlich kleinere und deshalb hat man von dort aus einen ausgezeichneten Frontalblick auf die Fälle. Man kommt halt nicht so dicht ran. Die argentinische Seite ist wesentlich beeindruckender und erst, wenn man wirklich oben steht, begreift man die Dimensionen einigermaßen, fühlt man die 7000 Tonnen Wasser, die hier pro Sekunden unter den Füssen durchrauschen.
Zum Abschluß die abenteuerliche Bootsfahrt mit den Rafting-Motorboot direkt unter die Gischt zweier Fälle, Komplettdurchnässung ist garantiert und macht garantiert Spaß bei 27°! Humor braucht man auch dazu, denn die Wasserqualität des Iguazú überzeugt nicht wirklich, auch wenn sie im gesamten Nationalpark den Müll fein säuberlich trennen und Wildpinkeln und Rauchen verboten ist. Nun weiß ich endlich, wie sich eine Kanalratte fühlt, wenn sie duschen geht.
Doch gesehen muß man sie haben, die Wasserfälle. Ein beeindruckender und erschöpfender Ausflugstag ist garantiert und die zwei Stunden Flug von Buenos Aires wert. Nur für die drei Mittagsrestaurants im Zentrum des Nationalparks empfehlen wir dringend ein eigenes Lunchpaket, denn man kann nicht mal kurz raus, um Essen zu gehen. Touristisch und teuer ist ja in Ordnung, doch sehr touristisch, sehr teuer und grottenschlechtes Essen ist eines zuviel. Butterbrote einpacken, Wochenenden meiden und ohne Guide durch den Park – dann ist es ein wunderschöner Trip!
Und nach drei Tagen Dschungel freut man sich ernsthaft auf das laute Buenos Aires.
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