Erste Reihe fußfrei

12 January 2012 | Sri Lanka

Sieben Uhr abends. High Tide und Dinner Time. Mirissa ist von Dunkelheit verschluckt, der Strand sanft illuminiert. Hier reiht sich ein Restaurant ans andere, alle direkt am Strand, etwa ein Dutzend an der Zahl. Ich lasse die Halbpension sausen und genehmige mir einen Fisch, den sie hier frisch am Strand präsentieren, Catch of the day.

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Der himmelblau gestrichene Tisch hat Brusthöhe, die Plastiksessel versinken im Sand. Vor mir, erste Reihe fußfrei, geben sie das tägliche Spektakel der Brandung, seit Jahren in der Endlosschleife, immer noch ausverkauft. Erstklassiger Surf hier, und sehr relaxed. Strand wie er sein soll. Einzelne Ausläufer der Wellen unterspülen die Tischbeine, man muß die Cocktails schnell wegtrinken, damit sie nicht überlaufen, wenn der Tisch plötzlich einsinkt im Sand. Und der DJ vom Wijiya läßt oberfeinsten Reggae aus völlig desolaten Boxen über den Strand plärren. Sogar die Moskitos sind einigermaßen friedlich – ob es an der sanften Brise liegt oder daran, daß ich wie ein Zitronenbaum rieche, ist noch nicht geklärt (Citronella funktioniert prima, wenn man es in Mengen anwendet, echt!).

 

Mirissa ist eigentlich Surfers’ Territory. Zumindest ab der nächsten Bucht Weligama bis rauf nach Hikkaduwa, ein Stück von 20 Kilometern, geht es wirklich zur Sache, dort ist der Surf noch besser. Mirissa ist Surfers’ Hidaway und Chillout. Eine Bucht, knapp einen Kilometer lang, begrenzt nur von einer Halbinsel und einem Riff. Knapp ein Kilometer feiner gelber Sand, erstklassige Wellen, gut zum Schwimmen und überhaupt ziemlich "picturesque". Würde ich mir ein Haus in Sri Lanka kaufen, wie es der Besitzer vom "New Old Dutch House" in Galle angeregt hat, der zu geizig war, sich ein Badezimmer einzubauen und lieber die Gemeinschaftsdusche seines eigenen Guesthouses benutzt, dann stünde das Haus wohl hier.

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Mirissa.

Bester Strand Sri Lankas.

Bester Surf für Nichtsurfer. Mindestens.

 

Der Ort Mirissa ist gesichtslos, Häuser entlang der Straße wie in den meisten Orten, abends geht entlang der Straße das Licht aus, klappen die nicht vorhandenen Gehsteige hoch. Denn abends ist die gesamte Bucht beleuchtet, jede Bar am Strand versucht die andere zu übertrumpfen. Man spaziert nicht an der Straße, das gesamte Abendprogramm findet direkt am indischen Ozean statt.

 

Mein Zimmer ist 40 Meter entfernt. Die allesbeherrschende Brandung schickt im 7-Sekunden-Rhythmus ihre Wellen an Land. Ein guter Rhythmus. Man schläft nachts in den Schlaf gewiegt und wacht pünktlich um halb Sieben auf, wenn die Sonne beginnt, über die Bucht zu wandern. Daran ändern auch ein paar Mojitos nichts, die der Besitzer vom Wijiya wirklich prima beherrscht. Und den Reggae natürlich, den hat er im Blut.

 

Und daran ändert auch der Red Snapper nichts, den ich zum Abendessen bestellt habe, mit Chips und Reis, no Salad. Mit mehr als guter Verspätung kam er vom Grill, Chips und Cole Slaw dabei, ohne Reis. Die BBQ-Souce auf der Oberseite war eh würzig. Aber trotzdem hätte der "leckere rote Fisch in Mirissa", von dem mir die beiden Französinnen, die ich in Galle kennengelernt hatte, so vorgeschwärmt haben, hätte dieser rote Fisch ein klein wenig mehr kulinarische Aufmerksamkeit verdient gehabt. IMHO. Mojitos prima, aber das Kochen müssen sie noch ein bißchen üben in Mirissa.

 

Aber Strand, erste Reihe fußfrei. Besser wirds nicht.

 

Auch auf den Malediven nicht, die längst gestrichen sind. Nur die Inseln dort sind kleiner.


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