Herbst in Sydney

07 April 2009 | Australien

Kein Zweifel: es herbstelt in Sydney, die Blätter der Bäume werden langsam braun und auch die kräftige Mittagssonne kann nicht mehr darüber hinwegtäuschen, daß der Sommer in NSW vorbei ist. Ich treffe mich mit Mathias in Randwick auf einen Lunch-Swim im windgeschützten hiesigen Felsenbad, das bei hohem Gezeitenstand mit frischem Meerwasser geflutet wird, während er mich für die nächste Programmierer-Konferenz als Speaker zu gewinnen versucht. Nächstes Jahr wieder hier um diese Zeit? Nette Vorstellung, wir werden sehen…

Felsenbad am Meer

Felsenbad am Meer

Herbstimpressionen

Herbstimpressionen

Manly Beach und seine hartgesottenen Surfer

Manly Beach und seine hartgesottenen Surfer

 

Ich war dort. An der Grenzlinie zu Henrys "thoroughly indifferent to the fate of the world" State, wo das Reisen zum Selbstzweck, die Bewegung zum Inhalt wird, ohne etwas anderes zu wollen als das was man in diesem Augenblick tut. Das Reisefieber, das soviele packt nachdem sie zwei, drei Monate unterwegs sind, hat mich auch befallen. Herbst in Sydney kühlt das Fieber ein wenig. Bin ich jetzt am gesunden oder bin ich dabei, mir den alten Schnupfen eines geregelten Lebens wieder einzufangen? Und was macht es für einen Unterschied, spielt es eigentlich eine Rolle?

 

Wenn ich etwas von dieser Reise dauerhaft einpacke und mitnehme, dann die Erfahrung, daß Peace of Mind zuallererst ein State of Mind ist. Aber manchmal muß man trotzdem den Ort wechseln, um es zu finden. Es ist erstaunlich, wie wenig man zum Leben braucht, auch wenn man denkt, es ginge nicht ohne. Ich habe mich für die letzten paar Tage im Holiday Inn einquartiert und genieße den überschwänglichen Luxus, mit dem sie einen hier pampern: eigenes Bad, frische Handtücher, genug Platz um sein Zeugs vollständig auszupacken, ein Haarfön!

 

Der wahre Luxus aber besteht darin, auf all das verzichten zu können. Sogar auf die Zeit, die wir gerne als unsere freie Zeit betrachten. Frei? Wie frei ist das denn. Erst wenn die Zeit aufhört, zu vergehen, aufhört zu existieren, wenn die Stunde davor sich anfühlt wie diese, oder wie die nächste, weil kein Gedanke sie stört, weil es ein und dasselbe ist, ein ständiges Jetzt, erst dann verdichten sich die Empfindungen. Sie beginnen, in konzentrischen Kreisen zu rotieren, sich in ihrer Intensität zu steigern und streben langsam aber unaufhaltsam auf diesen Kulminationspunkt zu, der da in unerreichbarer ewiger Ferne liegt. Dazu braucht es glücklicherweise nicht viel. Einen guten Platz, ein wenig Sonne und es spielt eigentlich keine Rolle, wo dieser Ort ist.

 

Ja, ich denke, ich werde wiederkommen. Das nächste Mal aber, das nächste Mal nehme ich mir mehr Zeit mit. Viel mehr! Versprochen :-)

 

Gute Nacht, Sydney!

Gute Nacht, Sydney!


2 Responses to “Herbst in Sydney”

  • 1 laurissima Says:

    Jetzt hat er dich aber am Wickel, der Gott der Reise-Poeten.. :)

  • 2 Petra Says:

    Aber ehrlich. Braucht ein bisserl um auf nüchternen Magen um 6 Uhr Früh zu rutschen nur um sich anschließend zu wünschen, Du würdest Die Reise allein schon wegen des Blogs noch für eine Weile fortsetzen…