In der Kaiserstadt Hue

22 December 2009 | Vietnam

Die zwölfstündige Zugfahrt von Hanoi nach Hue war nicht schlimm. Nein, eigentlich war sie super. Entgegen ein paar Unkenrufen sind die Nachtzüge sauber und komfortabel. Wir haben in den Stockbetten wie zwei Steine geschlafen.

 

Hue liegt in Zentralvietnam, noch nördlich der Wetterscheide, die den tropischen Süden vom subtropischen Norden trennt. Hue war bis 1945 die Hauptstadt der letzten Kaiserdynastie der Ngyuen und schmiegt sich an die Ufer des "Flusses der Wohlgerüche". Zwar konnten wir den Fluß vom Zug aus nicht riechen, aber daß es hier etwas feudaler zugeht wie im engen Hanoi, war schon auf der Fahrt zu sehen: die Häuser nicht mehr gar so eng, jeder zweite hat einen Swimmingpool im Hof oder zumindest einen Schwimmteich im Garten. Während der Monsunzeit zumindest, von November bis Dezember.

 

Sagte ich Dezember? Ja, es schifft in Hue. Und ich meine WIRKLICH schiffen. So, daß die Regenjacke und der mitgebrachte Plastikumhang dem buchstäblich nichts entgegenzusetzen haben. Wir sind innerhalb von Sekunden nach Verlassen des Bahnhofes naß bis auf die Knochen. Erste Investition also stabilere Regenschutze, dann besetzen wir das Café um die Ecke zwecks warmer Suppe und zur Lagebesprechung. Das Wetter verspricht auch in den nächsten drei Tagen keine Änderung. Schlimmer noch: auch südlich des "Passes der Meereswolken" schüttet es. Dort wollten wir eigentlich drüber, per Bus, der tollen Aussicht wegen. Aber die meisten Busse fahren durch den 2005 fertiggestellten Tunnel nach Süden, statt sich über den Paß zu quälen, erst recht um diese Jahreszeit.

Hue bei unserer Ankunft

Hue bei unserer Ankunft

 

Geht doch nichts über einen kleinen Monsunschauer

Geht doch nichts über einen kleinen Monsunschauer

Was empfiehlt der gelernte Vietnamese in so einem Fall? Natürlich sich hinzusetzen und erstmal zu essen. Im Restaurant La Carambole mit dem kolonialen Ambiente und der französich-vietnamesischen Küche tun wir das dann auch ausgiebig und gut.

Französisch-vietnamesische Küche im Carambole

Französisch-vietnamesische Küche im Carambole

Hue ist eine ziemlich weitläufige Stadt und die Sehenswürdigkeiten großflächig verteilt. Ohne Taxi praktisch nicht zu machen. Aber zu den Königsgräbern im Regen drängt es uns nur leicht, zu den alten Cham-Tempeln in My Son noch weniger stark. Wir begnügen uns mit der weitläufigen verbotenen Stadt, dem ehemaligen Kaisersitz in Hue. Die ursprüngliche Stadt ist fast quadratisch angelegt, streng nach geomantischen und astrologischen Vorgaben. Viel ist aber nicht übrig von diesem Unesco-Weltkulturerbe. Der Großteil der alten Gebäude ist zerstört seit dem Krieg, denn als die Nordvietnamesen während der Tet-Offensive 1968 Hue eingenommen haben, ließen sie nicht viel stehen.

 

Die Vietnamesen sagen übrigens "der Krieg" und meinen damit den gesamten Zeitraum von der Proklamation der Demokratischen Republik Vietnam durch Ho Chi Minh 1945 bis 1976, als nach dem Indochinakrieg gegen die Franzosen und im "Vietnamkrieg" gegen die Amerikaner und den Süden die nordvietnamesische Befreiungsarmee endlich den Süden unter kommunistische Herrschaft bringen konnte. Danach ging das Morden zwar erst so richtig los, aber das ist ein anderes Kapitel.

Viel ist nicht übrig vom Kaiserpalast

Viel ist nicht übrig vom Kaiserpalast

 

Westtor

Westtor

Urnengräber

Urnengräber

Langsamer Wiederaufbau nach 40 Jahren Verfall

Langsamer Wiederaufbau nach 40 Jahren Verfall


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