La divina commedia
Der Typ wußte echt nicht, wohin mit der Kohle.
Luis Barolo war 1890 aus Italien eingewandert und zwanzig Jahre später hatte er Macht und Geld. Und ein Faible für Dante Alighieri, insbesondere die Göttliche Komödie hat es ihm angetan. Und weil er sich um Dantes Gebeine beziehungsweise seine Asche im kriegsumtobten Europa sorgte, wollte er diese lieber in der neuen Welt wissen und baute kurzerhand ein Mausoleum, das Palacio Barolo. Mitten in der Stadt, Avenida de Mayo 1370. Bauzeit vier Jahre, 1921 haben sie es eröffnet.
Die Statue im Erdgeschoß, exakt in der Mitte des Gebäudes, repräsentiert Dantes Himmelfahrt. Weil die Urne immer noch in Italien weilt, sonst wäre sie genau hier begraben. Das gesamte Gebäude stellt die Göttliche Komödie dar und wartet mit unzähligen Anklängen an das Stück auf. 22 Stockwerke wie 22 Strophen und die 22 Stationen. Keller und Erdgeschoß stellen die Hölle dar, das Fegefeuer liegt zwischen dem 1. und dem 14. Stock. Darüber beginnt das Paradies, das sich über 8 Etagen erstreckt. Und weil ein Kreis für Dante die perfekte Form war, finden sich keine Ecken, dafür aber unzählige Kreise und geschwungene Details. Fahrstühle mit halbrunder Kabine, ein kreisförmiger Durchbruch vom Erdgeschoß in den 4. Stock, Bürotüren als Vierteilkreise mit gebogenem Glaseinsatz.
Denn eigentlich ist es ein Bürogebäude. Man kann es nicht einfach besuchen. Die Führung wird auf Spanisch und Englisch vom Enkel des ehemaligen Leuchtturmwärters des Hauses durchgeführt – er ist der einzige mit dem Schlüssel zum Turm. Der Leuchtturm, das ist die Kuppel des Gebäudes. So geht es, teilweise mit dem Lift, teilweise auf immer enger werdenen Wendeltreppen auf die Spitze. Der Leuchtturm ist heute außer Betrieb und nur mehr eine Touristenattraktion, vor 90 Jahren noch haben sie gemorst, zwischen dem Palacio Barolo und dem Schwestergebäude drüben in Montevideo in Uruguay, dem Palacio Salvo. Aber hier auf 100 Metern Höhe ist die Aussicht über die Stadt gigantisch.
Muß ein charmanter Spinner gewesen sein, dieser Barolo. Mit dem hätt ich gern mal ein Glas Wein getrunken…
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