Leavin’ Alice

26 February 2009 | Australien

Die meisten der Tourguides und Busfahrer sind Männer hier. Es ist ein Männerjob hier im Outback, nichts für Frauen. Fünf Uhr aufstehen, Bus holen, die Gäste für die Tagestour einfangen. Dann fünf Stunden Fahrt in die Wüste, die Rundtour bei 40 Grad Hitze, abends wieder fünf Stunden zurück, bis zwei Uhr Früh den Bus saubermachen, um Fünf holt der Kollege ihn für die nächste Tour wieder ab. Wenn nicht gerade ein Motorschaden das Fahrzeug lahmlegt so wie bei unserer Tour letzte Nacht. Dann dauert die Nacht zwei, drei Stunden länger. Die meisten hier machen das eine Weile, um Geld zu verdienen, so wie Nick, der uns zum Kings Canyon gefahren hat und alles über die hiesige Fauna und Flora weiß. Andere bleiben.

 

Stanley zum Beispiel, der mich zum Flughafen fährt. Hab seine Nummer von den Mädels, zu deren privatem Taxifahrer er mittlerweile avanciert ist. Die beiden sind schon am Vormittag abgereist, andere Richtung. Stanley fragt mich über die beiden aus. Ob sie lesbisch sind? Das weiß ich auch nicht. Denn er hat sie zu sich nach Hause eingeladen, auf ein Glas Wein. Wollten die aber nicht. Stanley versteht das nicht. Gut, er ist nicht der Hellste, auch nicht der Jüngste oder gar der Fescheste, aber er ist immerhin ein Mann. Ein Weißer, und das ist schon was in Alice Springs. In Vienna, erklärt er mir, kann man in den Parks nachts Frauen aufreissen. Die wollen alle nackt gefilmt werden dort. Vienna in Austria? Genau da! Hat ihm gut gefallen dort. Damals war er noch jünger. Nun fährt er seit über sieben Jahren Taxi in Alice und vertreibt sich die Zeit mit Touristinnen flachlegen. Was soll man auch sonst tun in Alice? Fast will er mich nicht gehen lassen, weil wir uns so gut verstehen. Bis zum Eingang begleitet er mich noch. Man macht schnell Freunde hier.

 

Im Flughafenrestaurant ist die Tagesempfehlung Potatoe Wedges, so wie vor sechs Tagen auch schon. Die kommen frisch aus der Fritteuse. Von den Croissants rät sie mir ab, die liegen da schon seit dem Morgen und wer weiß, wieviele Fliegen da bereits dran waren. Irgendwie kann ich Stanley verstehen. Es ist sonst doch recht ruhig hier. You know, Stanley … manchmal ist das Leben einfach ungerecht.


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