Plan B

17 March 2014 | Buenos Aires

Das 87ste vorbeifahrende Taxi ist endlich ein freies und hält. Der Fahrer frägt, wohin wir wollen. Sarmiento 835 – eine Einkaufstraße in der Nähe des Zentrums. Nein, sagt er, dorthin fährt er nicht und weg ist er wieder. Wir gehen zurück ins Hotel und denken über Plan B nach.

 

Es ist Freitag Nachmittag, der wöchentliche City-Exodus in vollem Gange, die Busfahrer streiken und es regnet Schusterbuben. Bei starkem Regen verwandelt sich die Stadt in eine Ausnahmezone. Jener feine Straßenstaub, der aus Ruß, gewöhnlichem Dreck und Hundescheiße besteht, verflüssigt sich bei Regen zu einem schmierseifenartigen Fahrbahnbelag, der sich gleichmäßig über Gehsteige und Asphalt verteilt. Großes Kino: direkt vor uns versucht ein Motorradfahrer zu bremsen, touchiert beim Schleudern ein Taxi, bevor er samt Beifahrer auf der Kreuzung zum Liegen kommt. Böse Schürfwunden, ein paar Prellungen wahrscheinlich, es hätte wirklich schlimmer kommen können. Bei der Bebauungsdichte von Buenos Aires hat Starkregen keine Chance, abzufließen. Die Grünflächen sind viel zu sporadisch und das Kanalsystem hoffnungslos überlastet.

 

Das passende Schuhwerk bei diesem Wetter sind Flipflops, denn man steht an Kreuzungen nicht selten 10 cm tief im Wasser. Bremsen ist bei solcher Witterung Glückssache, vom Fahrstil der hiesigen Autofahrer möchte ich gar nicht reden. Bei Regen holen die Portenos deshalb alles an Autounfällen nach, was sie bei trockenem Wetter erstaunlicherweise vermeiden. Die Verkehrsdichte von Buenos Aires – selbst in den kleineren Nebenstraßen, und das sind 3/4 aller Verkehrswege – wird zweispurig gefahren, ob markiert oder nicht – ließe tägliches Chaos vermuten. Doch es fließt. Steht ein parkendes Auto in der zweiten Spur oder blockiert ein Müllcontainer die Fahrbahn, strömt der Verkehr flüssig wie auf einer Ameisenstraße weiter. Faszinierend…

 

Plan B also. Naß sind wir schon, dann kommt es auf ein bißchen nässer auch nicht mehr an. Wir besuchen das neue Evita-Peron-Museum, eine halbe Stunde mit der Subte, der U-Bahn, entfernt. Theoretisch. Denn bei streikenden Busfahrern und überlasteten Taxis ist sogar die Subte schwer begehrt und braucht es fast rohe Gewalt, sich noch in einen übervollen Zug zu drängen. Nach der Regendusche die Dampfsauna. Man gönnt sich ja sonst nichts.

 


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