Rotten Island
War ein Wortspiel. Die Insel ist ganz und gar nicht verrottet, auch wenn sie tatsächlich Rottnest Island heißt, oder Rotto, wie die Einheimischen sie nennen. Schuld ist der Holländer Willem Vlamingh, der die Insel als erster besucht hat. Der hielt die lokalen Zergkängarus, die Quokkas, für Ratten. An die 10.000 von denen leben hier, größte Kolonie Australiens. Also taufte er die Insel kurzerhand auf Rattennest. Außer den Quokkas leben nicht sehr viele hier, zumindest nicht dauerhaft. Im Sommer kann’s eher voll werden, zwischen Weihnachten und Neujahr ist ohne Reservierung ein halbes Jahr im Voraus kein Bett mehr zu kriegen. Rottnest Island ist die Ferieninsel Westaustraliens. Ist ja auch nur eine halbe Fährstunde von Freemantle entfernt, das wiederum ein Vorort von Perth ist.
Perth? Westaustralien? War der nicht grad noch in Brisbane, wo ist er denn jetzt wieder aufgetaucht? Schon gut, darauf komme ich noch zu sprechen. Da die Ostküste, lieber Adolfo, mit ihren Naturschönheiten dermaßen gegeizt hat – Whitsundays ausgefallen, Fraser Island gesperrt, Gold Coast spielt Gray Coast und hüllt sich in Regen – hab ich kurzerhand beschlossen, die Südwestecke Australiens stattdessen unsicher zu machen. Soweit mit Erfolg. Aber schön der Reihe nach.
Eine halbe Zugstunde vom Zentrum von Perth entfernt, praktisch noch ein Vorort von Perth, liegt Freemantle. Das Städtchen hat an die 25.000 Einwohner und versprüht den Charme einer italienischen Hafenstadt. Das ist bemerkenswert, weil ein aktiver Hafen selten mit Romantik einhergeht. Aber Freo ist anders, italienisch irgendwie, mit all den italienischen Lokalen und dem besten Cappuccino, den ich bisher in Australien bekommen hab. Nicht zufällig, denn es beherbergt eine der größte Bastionen italienischer Einwanderer.
Zurück zu Rotto. Das ist also eine kleine Urlaubsinsel zwanzig Kilometer vor Freemantle, grob gesprochen auf Höhe Perth, das ist im unteren Viertel Westaustraliens. Westaustralien ist ein bißchen größer als Queensland, das wir schon besprochen haben. Nicht ganz so groß wie Indien aber viel fehlt nicht. Tatsächlich ist WA die größte politische Einheit der Welt, die nicht gleichzeitig ein Nationalstaat ist. Gell, man muß nur lange suchen, dann findet sich auch für das entlegenste Nest noch irgendein ein Weltrekord! Dabei haben sie das hier gar nicht nötig. Wenn Melbourne relaxed, Brisbane laid back ist, dann ist Perth geradezu langsam. Das ist nicht als Kritik gemeint. Rottnest Island schließlich läßt die einen Perth als unglaublich weit entfernte unglaublich hektische und turbulente Großstadt erscheinen. Es gibt auf der Insel keine Autos, nur ein paar Busse und Fahrräder. Auch die Polizei hat hier stramme Wadeln. Ursprünglich war die Insel ein Gefängnis für "kriminelle" Aborigines und gefürchtet. Die Baracken, zumindest die der Wärter, stehen noch. Das sind heute Ferienwohnungen. Die meisten der Unterkünfte konzentrieren sich auf der Ostseite der Insel, dort wo die Fähre anlegt. Wär auch blöd, weiter weg zu wohnen, weil man alles mit dem Fahrrad transportieren muß. Dafür gibt es Strände rundherum. Mehr als zwanzig hab ich gezählt, gut die Hälfte davon mit gelbem Sandstrand und flachem kristallklarem Wasser. Wenn so wie jetzt gegen Ende des Sommers nicht allzuviel los ist, darf sich jeder seinen eigenen Strand aussuchen.
Und der hier gehört mir!
Jeder hat so seine eigenen Bilder von Australien im Kopf. Meine sind Sydney mit dem Opera House, das Outback mit dem Uluru und paradiesische Strände mit traumhaften Korallenriffen. Das letzte Bild hat mir bisland gefehlt, jetzt ist mein Fotoalbum im Kopf komplett. Hamish sei dank. Würd’s in Brisbane nicht schütten, ich wär kaum hierher geflogen.
One Response to “Rotten Island”
March 13th, 2009 saat: 8:56 am
Siehst du – das ist doch das wunderbare am Reisen, lieber Alex: Man plant und plant und dann kommts doch ganz anders, als man gedacht. Wilder, besser, schöner, spannender – und sandiger. :)