Shoppen auf argentinisch

12 October 2012 | Buenos Aires

 

Frägt man den Porteno um eine typische Kopfbewegung, schaut er nach schräg oben, dann nach rechts und geht dann über die Straße. Fußgängerampeln gibt es auch und man ist gut beraten, sie zu befolgen, wenngleich sich nicht darauf zu verlassen. An den meisten Ampeln aber orientiert der Fußgänger sich an den Anzeigen für den rollenden Verkehr, nach dem Motto: wenn der Rot hat, ist die Gefahr, am Zebrastreifen überfahren zu werden, geringer. Gering-er, denn gering ist sie nicht. 
 
Die Orientierung allerdings ist, wenn man sich mal eingewöhnt hat, unkompliziert. Die Stadt ist schachbrettartig angeordnet, Avenidas in die eine, Querstraßen in die andere Richtung, alle 4 Blocks eine große Straße. Die Hausnummern geben die Entfernung zur Avenida Rivadavia an, welche die Stadt quasi in eine Nord- und Südhälfte teilt. Die Hausnummer 8159 ist also 8 km vom Zentrum entfernt. Ziemlich deppensicher.
 
Auch die Geschäfte konzentrieren sich gerne nach Branchen in den einzelnen Straßen – zum zielgerichteten Shoppen ein Paradies. 5 Tangoschuhgeschäfte alleine auf 50 Metern in der Suipacha, der Rest konzentriert sich im Abasto-Viertel auf einem Block. Und in der Straße Pasteur gibt es – wer errät es? – alles für den Arzt.
 
 
Und es gibt tatsächlich Geschäfte für alles. Selbst Dinge, die man zuhause seit 25 Jahren nicht oder nur mehr in Spezialgeschäften zu kaufen bekommt. Da mein Mobiltelefon gestern eingegangen ist, zieht es mich in die Avenida Corriente, wo mir schon letztens auffallend viele Elektronikshops untergekommen sind. Ich bin darauf eingestellt, mir kurzerhand ein neues Telefon zu kaufen, da sich das alte nicht mehr rührt.
 
Doch schließlich führt mich meine Nase doch noch in die richtige Richtung: in einem aufgelassen Einkaufszentrum, das mehr eine Bauruine darstellt, hat sich alles zusammengerottet, was mit gebrauchten Mobiltelefonen zu tun hat. Der freundliche junge Mann im Erdgeschoß spricht zwar kein Wort Englisch, aber ein passendes Ersatzdisplay hat er zur Hand. Einbauen tut er's nicht, er zeigt nach oben. Als der begriffsstutzige Europäer immer noch nicht versteht, geht er schließlich mit: über die Hintertreppe, denn die Rolltreppen sind wegen Baufälligkeit gesperrt, landen wir im zweiten Stock, wo der Meister arbeitet. Der Herr Ingenieur lötet persönlich. Und zwanzig Minuten später ist alles wieder gut, für knapp 10 Euro.
 
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