The tropic of Alex

29 March 2009 | Australien

Monkey Mia! Etwa zehn Fahrstunden nördlich von Perth befindet sich der Wendekreis des Alex’. Klar geht es hier noch weiter nach Norden, keine sechs Autostunden weiter oben kommt Coral Bay, eine traumhafte Korallenbucht, von der alle schwärmen. Aber dann kommt Exmouth, danach kommt Broome und dann kommt Darwin und … und am Ende geht’s mir wie William, den Neuseeländer, den ich hier treffe. Dürfte Mitte Fünfzig sein, sieht aber wie Mitte Sechzig aus, Typ Almöhi mit langem grauen Bart und einem Bauch, der spielend ein Faß Bier unterbringt, was er im Lauf des Abends auch unter Beweis stellt. Gabelstaplerfahrer war er früher, jetzt fährt er nur mehr Bus. Seinen eigenen 4WD Campingbus all around Australia. Echt rundherum, er ist gerade bei der zweiten Runde und eine dritte ist geplant. Weil man immer wieder was findet, was man bei der letzten Runde nicht gesehen hat, sagt er. Wenn er den Bus fürs Outback flottkriegt, nächstes Jahr vielleicht, will er zur Abwechslung mal mittendurch fahren.

Feuerschlangenartig windet sich die Straße ans Ende der Halbinsel nach Monkey Mia

Feuerschlangenartig windet sich die Straße ans Ende der Halbinsel nach Monkey Mia

 

Ich kann verstehen, wie Leute irgendwann nur mehr reisen um des Reisens willen, wenn der Weg zum eigentlichen Ziel wird, die Be-wegung zum Inhalt. Wenn man das soweit verinnerlicht hat, daß man sich einfach nicht mehr vorstellen kann, an einem Ort dauerhaft zu bleiben, dann hat einen wohl dieser Virus gepackt, der einen nicht mehr losläßt.

 

Es ist als würde man seine Fesseln abstreifen, seine alte Haut zurücklassen und ein neues Leben beginnen. Ein Leben der erwartungsvollen Freude, der Reduziertheit und des Abenteuers. Doch ja, auch Abenteuer gibt es hier noch und es muß nicht mal ein mittelgroßer Tigerhai in der Bucht sein wie gestern nachmittag. Mit den Haien ist es so: die kleinen tun nix, die größeren meist auch nicht, aber so 100%ig sicher sind sie sich manchmal nicht. Das Problem: WIE groß ein Hai ist, kann man als Laie erst abschätzen, wenn es zum Wegschwimmen etwas spät ist. Das nennt man dann wohl Sharklette spielen.

Monkey Mia am Morgen

Monkey Mia am Morgen

 

Monkey Mia ist ein Reservat, ein Nautical Park und ein Touristenresort in einem. Die Straße führt über die Peron Halbinsel an die Nordostseite der Insel. Von hier blickt man zwar auf’s Meer, aber wenn man 50 km schwimmt, kommt man hier wieder auf’s Festland rüber. Deshalb ist das Meer hier so ruhig, weil es praktisch eine riesige geschützte Bucht darstellt. Weiter draußen vorm Dirk Hartog Island stürmt der Indische Ozean mit seiner ganzen Wucht auf die Küste ein. 

Hat was von der Eklektik einer griechischen Insel

Hat was von der Eklektik einer griechischen Insel

 

Die ruhigen Wasser hier wissen übrigens auch die Delphine zu schätzen, die hier täglich morgens zur Fütterung antanzen. Acht Stück sind heute da, samt einem ganz jungen mit seiner Mutter. Delphinfüttern geht so: die bekommen nur ganz kleine Rationen, damit sie das Jagen nicht verlernen und die Futtereimer im Bild tragen alle einen Namen. Den des Delphins natürlich. Damit führen sie genau Buch, wer was wann gekriegt hat und daß sich ja keiner überfrißt. Die Delphine wirken ein bißchen ungeduldig, weil die Frau Aufseherin erst eine Stunde lang redet und redet, bevor’s einen Fisch gibt. Nur Niki, die 30jährige Delphindame kennt den Schmäh schon und übt sich in Geduld. Dann geht’s zur Sache: Fütterung! Vier Delphine bekommen jeder ein paar Fische und sobald sie den letzten Fisch abgeholt haben, sind sie – schwupps – auch schon weg. Von wegen neugierige Viecher, denen sind die Zuschauer sowas von wurscht. Merke: im Tierreich zählen immer nur die drei F-Wörter, selbst wenn die Protagonisten etwas mehr Grips haben als die Koalas.

Komm Mädel, hör auf zu quatschen, ich will Futter...

Komm Mädel, hör auf zu quatschen, ich will Futter...

Na geht doch! Immer her damit...

Na geht doch! Immer her damit...

 

Weil wir gerade dabei sind … Pelikane und Emus gibt es auch hier. Die jungen Emus sind ja ganz witzig, aber die ausgewachsenen sind derartig häßliche Tiere, daß eine Pockenkröte dagegen mühelos einen Schönheitswettbewerb gewinnt. Die Emus benutzen das Land übrigens immer noch wie sie es schon vor Generationen gemacht haben. Daß in der Zwischenzeit jemand an der Stelle eine Straße gebaut hat, ficht sie nicht im Geringsten an.

Pelikanpärchen am Strand

Pelikanpärchen am Strand

Wie überdimensionierte Henderl nach dem Rupfen

Wie überdimensionierte Henderl nach dem Rupfen

 

Nun ja, wenn der Westen wenig Nachtleben zu bieten hat, dann ist Monkey Mia definitiv das Ende der Fahnenstange. Hier verträgt man sich und unterhält man sich mit dem Personal, zu dem nicht nur Küchengehilfen, sondern auch Biologen, Haiologen, Pelikanologen, sonstige Forscher und Skipper zählen, die die Forscher an ihre Forschungsplätze im Nautical Park rausfahren. Wenn man sich nicht mit denen verträgt, ist das eher blöd am nächsten Tag. Denn hier gibt es im Umkreis von 30 Kilometer genau 1 Restaurant, welches Frühstück, Lunch und Dinner serviert. Und eine Bar, die macht auf wenn das Restaurant zu macht, kommt also mit demselben Personal durch. Anders gesagt: man sollte es sich zumindest nicht mit der Bardame und dem Koch verscherzen, das kann hier echt übel ins Auge gehen…

 

mon_sunset


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