Zu Besuch bei Onkel Ho
Die Straßen heißen Hang Bo, Hang Bac, Hang Quat und haben eines gemeinsam: Hang heißt soviel wie Handwerk. Tatsächlich sind die Gewerbe großteils noch so verteilt, wie die Straßennamen es suggerieren. Kaum ein Laufmeter Gehsteig, auf dem nicht einer sein Geschäft aufgeschlagen hätte. Seit die KPV auf ihrem sechsten Parteitag im Dezember 1986 eine wirtschaftliche Liberalisierung beschloß, sind in der Sozialistischen Republik Vietnam über 200.000 Privatunternehmen entstanden, die bis vorletztes Jahr ein jährliches Wachstum von 7-8% erwirtschaftet haben.
Über die Hang Bong, die Straße der Kabelbinder und Trafowickler gelangen wir zum Literaturtempel Van Mieu. Ein naiver Geist wie ich mag sich davon eine entfernte Verbindung zu Büchern erhofft haben, aber nein, Schiefertafeln, Steinsäulen und Pagoden sind’s die uns erwarten. Van Mieu war über 800 Jahre lang das vietnameische Zentrum für Konfuzianische Bildung. Gelehrt wird heute nicht mehr hier, in den Lehrstuben haben sich Souveniershops eingenistet und der Platz vor dem Tempel ist ein beliebtes Fotomotiv für Besucher und Touristen.
Einige Straßen nördlich statten wir Onkel Ho einen Besuch ab. Der geneigte Leser hat es sicher schon bemerkt: heute ist Kulturtag und wir lassen nichts aus. Ho Chi Minh oder Nguyen Sinh Sac wie er eigentlich hieß oder ganz einfach Onkel Ho ist DER Nationalheld Vietnams, derjenige der 1945 in Hanoi Vietnams Unabhängigkeitserklärung verlas und der ab 1960 bis zu seinem Tod 1969 Generalsekretär der KPV war. Kein anderer wird hier auch nur annähernd so verehrt, wie er. Dabei hat er eigentlich gar nicht richtig gekämpft, sondern bevorzugte mit Rattankoffer und Schreibmaschine zu reisen.
Jedenfalls machen sie großes Theater um Onkel Ho. Als das Mausoleum gebaut wurde, war es das einzige Gebäude in Hanoi mit Klimaanlage. Aus gutem Grund, liegt er dort doch seit 40 Jahren aufgebahrt in einem gläsernen Sarkophag, bewacht von vier Soldaten und beweint von Politbonzen und Besuchern, die dran vorüberpilgern. Letztere stellen sich frühmorgens bereits dafür an, denn Onkel Ho gibt Audienzen nur mehr von 8 bis 11 Uhr. Uns hat er heute nicht mehr empfangen.
Ho Chi Minhs letzter Wille war, verbrannt zu werden und seine Asche wollte er über das ganze Land verstreut wissen. Den Wunsch haben sie ihm nicht erfüllt. Stattdessen haben sie ihm das da oben gebaut. Und das hier gleich nebenan:
One Response to “Zu Besuch bei Onkel Ho”
December 17th, 2009 saat: 8:31 am
Hello! Schön von euch zu lesen und wieder so angenehm kurzweilig.. : ) So long!