Australien und die Krise

14 March 2009 | Australien

In dem Punkt sind sie ein bißchen wehleidig, die Aussies. Es ist Jammern auf hohem Niveau, das sie hier betreiben. Denn Australien hat weder eine Finanzkrise, noch trifft es die Wirtschaftskrise am härtesten. Und wenn die aktuelle Krise nicht in eine große Depression samt neuem Krieg mündet, dann sind die Aussies in der Pole Position für den Neustart, mit ihrer geographischen Nähe zu Asien und zu China.

 

Der Dunst über Perth täuscht ein wenig, es wird ein sonniger Tag

Der Dunst über Perth täuscht ein wenig, es wird ein sonniger Tag

 

Gut, auch hierzulande steigt die Arbeitslosigkeit gerade über die 5%-Marke und die Immobilienpreise, die in Sydney, Melbourne oder Brisbane exorbitant sind – kleine renovierungsbedürftige Einfamilienhäuschen in zentral gelegenen Suburbs von Perth gehen immer noch für umgerechnet eine halbe Million Euro weiter, in Sydney träumen sie von so was – geben ein wenig nach. Je nach Region zwischen 7 und 12% insgesamt, schätzt die Wochenendausgabe des Financial Review heute, die Hälfte davon haben sie bereits durch.

 

Australien leidet an Häusermangel, zumindest an erschwinglichen. Das sollte die Bauindustrie weiter beschäftigt halten, Immobilienkrise hin oder her. Und weil sie hier alle variabel finanzieren im Gegensatz zu den USA oder gar Österreich, greifen die Leitzinssenkungen der australischen Notenbank auch entsprechend. Man tut was, schließlich stehen in zwei Wochen Wahlen an in Queensland. Über die politischen Quereleien da oben schreibt man sogar in Westaustralien, obwohl’s ein paar tausend Kilometer weit weg ist. Ist halt doch ein kleines Land, populationsmäßig gesprochen. Deshalb macht man sich auch Sorgen, daß die Nachfrage aus China und Asien einbrechen könnte oder wird. Für eine kleine Wirtschaft wie die Australiens, die noch dazu extrem exportabhängig ist, wäre das hart. Aber China kauft weiter und wenn sie nicht den Stahl kaufen, dann kaufen sie das Eisenerz samt den Stahlfirmen. Darüber kann man dann freilich auch jammern.

 

Obwohl … die Backpacker mit Workd & Travel Visa jammern ebenfalls, daß es schwieriger geworden ist, einen Job zu finden. Deutlich. Schwarze Wolken am australischen Wirtschaftshimmel. Das Financial Review titelt heute "Reinvent Your Career – Losing you job can be traumatic but redundancy can provide a springboard to a new, rewarding life". Tips über Tips. Wenn du keinen Job mehr hast, mein Financial Review, dann nutze doch die Zeit, um deine Fitness zu verbessern! Ja, Sport ist ein großes Thema in Australien.

 

Jacob's Ladder in Perth: die Leute hier haben keinen Weg, sondern wahrscheinlich keinen Job und verbessern ihre Fitness. Rauf, runter, rauf, runter...

Jacob's Ladder in Perth: die Leute hier haben keinen Weg, sondern wahrscheinlich keinen Job und verbessern ihre Fitness. Rauf, runter, rauf, runter...

 

Im Westen ist es für die Traveller besonders hart, der ist touristisch ja auch vergleichsweise wenig erschlossen. Zurück nach Sydney, lautet die Devise, dazu muß man sich den Flug aber erst leisten. Die Politik überlegt mittlerweile laut, die Work & Travel Visas, welche bislang sehr großzügig an alle unter Dreißig verteilt wurden, zu begrenzen. Hat ja keinen Sinn, wenn die hier dann keine Arbeit für zwischendurch finden. Mit Wwoofen (Willing Workers On Organic Farms) kommt ja doch kaum Geld in die Kasse, da ist meist nur Kost und Logis inkludiert. Aber dafür nimmt der moderne Backpacker heute keine Schaufel mehr in die Hand. Und die Aussies, die sind in dem Punkt genauso wie alle anderen und sagen sich: erstmal den Aussies die Jobs, dann sehen wir weiter. Wenn das Geld knapper wird, kommen nationalistische Töne zum Vorschein, da mag man relaxed und liberal sein wie man will. Dieser Teil ist auch in Down Under nicht anders…

 

Falls die Australier allerdings irgendwann mal etwas anderes außer Stahl und Zuckerrohr verkaufen wollen, dann sollten sie vielleicht doch mal ihre Internetverbindungen auf Vordermann bringen. Australien hat die mit Abstand beschissensten Internetverbindungen der Welt und der Service straft ein entwickeltes Industrieland Hohn. Das hinterletzte Kaff in Indonesien hat bessere und billigere. Kein Wunder, daß die Aussies nur Stahl und Zuckerrohr verkaufen.

 

Nur so ein kleiner Tip an die Queensländer die grad Wahlen haben…


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